Endlich wieder live und vor ausverkauftem Haus – Beeindruckende Reise durch Zeit und Raum beim Frühjahrskonzert der Orchester des „Musikvereins Antoniuskolleg Neunkirchen e.V.“

Gefährliche Katastrophe oder großes Abenteuer? Opa Anton setzt sich aus Versehen in die Zeitmaschine, die seine zwei Enkelinnen exklusiv für den Wettbewerb „Jugend forscht“ entwickelt haben. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Ehe er sich versieht, ist er auf dem Weg durch Raum und Zeit. Als seine Enkelinnen das Unglück bemerken, zögern sie nicht und reisen ihrem Großvater hinterher, um ihn zu retten…

Groß war die Freude bei den mehr als 180 Musiker*innen der Orchester des Musikvereins Antoniuskolleg als vor einigen Wochen klar war: Das diesjährige Frühjahrskonzert darf tatsächlich vor einem Live-Publikum stattfinden! Zwei Jahre lang hatte das Corona-Virus gerade im Bereich der Musik Live-Auftritte unmöglich gemacht, und auch das Adventskonzert 2021 musste kurzfristig über das Internet gestreamt werden.

Doch Zeiten ändern sich. Und so kam es, dass sich die Orchester des Antoniuskollegs Anfang April nach zwei Jahren ohne Live-Publikum tatsächlich wieder über eine im wahrsten Sinne des Wortes „volle Hütte“ freuen konnten. Der Konzertsaal in der Jabachhalle in Lohmar war ausverkauft und voll besetzt. Unter der Gesamtleitung von Christoph Barth erlebten die Konzertbesucher*innen eine beeindruckende und facettenreiche musikalische Reise durch Raum und Zeit.

Die dramatische Rahmenhandlung begann mit der Bläserklasse 5b, die in Timothy Loests Stück „Teleportation“ Opa Anton (gespielt von Sebastian und Matthias Mörsch) mit der eigens für die Aufführung gebauten Zeitmaschine auf seine ungewollte Reise schickten. Nachdem dieser zunächst bei den Dinosauriern gelandet war (die der Senior aber im Griff hatte!), gerieten seine beiden Enkelkinder (gespielt von Katharina Meier und Leonie Hochheim) auf ihrer Verfolgung unversehens in Gefahr in einer Ritter-Schlacht. Angesichts der aktuellen politischen Verwerfungen rund um den Krieg in der Ukraine erhielt die eingespielte Botschaft zum Ende des Stücks „Castles and Crowns“ von Robert Buckley eine unverhofft aktuelle Note: „Krieg ist keine Lösung für die Probleme dieser Welt!“

Kreativ war das Team rund um das Frühjahrskonzert auch in Fragen der Präsentation. Neben der liebevoll in Szene gesetzten Rahmenhandlung um Opa Anton wurden über verschiedene Kameras im Saal parallel zu den Stücken unter der Leitung von René Dankert und Luis Fernández-Rottländer Live-Aufnahmen der Musiker*innen eingespielt, die auf einer großen Leinwand hinter den Ensembles zu sehen waren. Dieses bereits vom letzten Live-Konzert bekannte Vorgehen steigerte die Unmittelbarkeit der musikalischen Erfahrung enorm. Weitere thematisch passende Video-Sequenzen (vorproduziert von der AG „AKamera“ und Christoph Barth) sorgten parallel zur Musik für multimedialen Genuss. Das Team um Bastian Begger setzte die Orchester mit professioneller Licht- und Tontechnik gekonnt in Szene.

Die mittlerweile bereits erfahrenen Musiker*innen der Bläserklasse 6b ließen Opa Anton und seine Enkel nicht zur Ruhe kommen: Auf den verschiedenen Etappen schickten sie den Senior-Passagier und seine Verfolger musikalisch zu den polynesischen Osterinseln, sorgten für eine Bedrohung durch wandelnde Mumien im Alten Ägypten, um den Reisenden dann doch eine kurze Ruhepause auf der Strandliege am hawaiianischen Strand zu gönnen. Die Klänge von Ralph Fords „The Temple of Ka Uka“ sorgten jedenfalls für das notwendige Urlaubsflair.

Die Vor-Bigband unter dem Dirigat von Benedikt Wippermann übernahm die zeitreisenden Passagiere und erhöhte das Reisetempo. Stücke wie „Time Warp“, „Arabian Dances“ und „Bushido“ zeigten eindrucksvoll, dass die musikalische Reise keineswegs nur eine durch die Zeit, sondern auch eine Entdeckungstour rund um die Welt war.

Die Spannung erhöhten die cinematischen Einflüsse der Bigband: Werke wie „Music from Jurassic Park“, „Back to the Future“ oder „The Imperial March“ ließen manch einen im Saal glauben, man sei unversehens in die Aufführung eines Hollywood-Blockbusters geraten. Die Atmosphäre war jedenfalls absolut passend, streiften doch „echte“ Dinosaurier durch den Saal oder marschierte Darth Vader mit seinen Stormtroopern ein. Besonders beeindruckte Sängerin Elena Sánchez Bergmann, die mit Billie Eilishs „No Time to Die“ erstmals als Solistin auftrat. Spannungsmäßig gereichte Opa Antons Reise folglich auch dem berühmten Geheimagenten James Bond zur Ehre. Die Saxofon-Solisten Jannick Steeger und Vinzenz Schörghofer hatten die Jabachhalle zuvor in einen New Yorker Jazzclub verwandelt (Alain Crepin, „Sax in the City“).

Im zweiten Teil der Aufführung sorgte schließlich das Sinfonische Blasorchester (SBO) für eine sichere Reise aller Anwesenden durch Zeit und Raum. Die besondere Variabilität und Virtuosität des Ensembles wurde dabei in Carl Maria von Webers „Concertino op. 26“ im Zusammenspiel mit Klarinettensolist Thomas Meyer deutlich. Zuvor war die Zeitmaschine in Klaus Badelts gleichnamigem Werk wieder in Gang gesetzt worden. Die akustischen Facetten von Philip Sparkes „Orient Express“ ließen die immer noch gespannten Zuhörerinnen und Zuhörer glauben, sie befänden sich auf einem Bahnsteig und hätten den weltberühmten Zug bestiegen. Der Weg zurück in die moderne Zeit war dann endgültig angebrochen, als die Synthesizer-Einspielungen in Steven Bryants „The Machine Awakes“ digitale und analoge Musik miteinander verknüpften und die Zeitmaschine musikalisch explodierte. Vincent Geidel rettete Opa Anton und die Enkel schließlich als Dr. Who, trat zuvor aber noch als Solist mit den experimentellen Klängen des Theremins in Erscheinung (Murray Gold, „Doctor Who: Through Time and Space“).

Das Duo Fabiane Kuhl (Gesang) und Frederik Seifert (E-Gitarre) beförderte Opa Anton und seine Enkelkinder sowie alle Anwesenden schließlich zu den Klängen von „Who Wants to Live Forever“ wieder zurück in die Gegenwart: Die Reise war zu Ende. Die traditionellen „Irischen Segenswünsche“ (dieses Mal aufgrund der Pandemie solistisch dargeboten von Fabiane Kuhl) rundeten auch dieses Konzert atmosphärisch ab und sorgten für den mittlerweile bekannten emotionalen Abschluss mit anschließenden Standing Ovations.

Das Frühjahrskonzert 2022 war eine spannende und vielfältige Reise durch Zeit und Raum, und die AK-Ensembles machten sie auf ganz besondere Art und Weise erlebbar. Als das Konzert am Samstag vorüber war, konnte man jedenfalls – generationenübergreifend – nicht wenige Gespräche rund um ganz unterschiedliche Eindrücke und Erlebnisse beobachten: musikalisch und darüber hinaus.

Sebastian Patt